Sonntag, 25. März 2012

50% Trefferquote - oder das Hütchenspiel

Gastkommentar von ASWB

Fifty – Fifty : Es könnten aber auch nur 50% sein….
Ein Zitat aus einer Komödie, welches ich so gern zitiere.
Nach Verlusten muss doch endlich mal ein Gewinn kommen. Nicht weil nur, weil das Konto danach giert, nein, auch mathematisch gesehen.
Leider ein Trugschluss, den ich Traden häufig erklären muss, dabei ist der Fehler ganz leicht auszumachen.
Mathematisch betrachtet sieht die Annahme nämlich so aus :
Anzahl der Gewinntrades - Anzahl der Verlusttrade = 0 (näherungsweise)
Richtig muss es aber heißen:
Anzahl der Gewinntrades / Anzahl der Verlusttrades = 1
Und das ist, wie der Hobbymathematiker sofort erkennt, ein himmelweiter Unterschied.
Das "Warum" möchte ich auch gern erklären. In der ersten Formel geht man vom Idealfall aus, ohne die Vergangenheit zu berücksichtigen.
Es ist nur eine Momentaufnahme. Praktisches Beispiel:
Sie kommen an einen Hütchenspielertisch und sehen dort einen Mann, der darauf wetten soll, ob als nächstes Kopf oder Zahl geworfen wird.
Der Mann hat seine Entscheidung gefällt und wettet sein gesamtes Barvermögen auf Zahl ! Und Sie? Worauf wetten Sie? Die Chancen stehen, eine ideale Münze zu Grunde gelegt, bei "Fifty-Fifty"....es könnten aber auch nur 50% sein...

Warum aber ist der Mann sich so sicher und Sie können sich nur schwer entscheiden? Die Lösung ist ganz einfach: die letzten 10 Würfe lag der Kopf einer Berühmtheit oben.
Rein mathematisch MUSS doch jetzt die "Zahl" fallen.... Und genau das ist der Trugschluss. Sie waren weder weit in der Vergangenheit am Tisch noch werden Sie in der Unendlichkeit noch am Tisch stehen.Und nur unter dieser Vorraussetzung wäre bei einer idealen Münze das Verhältnis von Kopf zu Zahl "1".So aber liegt die Wahrscheinlichkeit für Zahl, genau wie Sie hoffentlich still und leise am Tisch überlegen würden,
bei 50%.

Welchen Nutzen können wir aus diesem Beispiel, aus diesem Wissen ziehen ?
Nun, als erstes einmal: Ob der nächste Trade ein Gewinn oder Verlust wird, hängt nicht von der Serie der vorangegangenen Trades ab, sondern liegt bei 50%, denn es kann nur "steigen" oder "fallen".
Diese Geschichte ist ein weiteres Beispiel dafür, warum ich immer totale Emotionslosigkeit predige.Wissend, dass Verluste ca 2-3 so stark wie Gewinne gefühlt werden, muss man trotzdem jeden einzelnen Trade als etwas Neues betrachten und versuchen, die Vergangenheit auszublenden.


Denn was sonst passiert, möchte ich kurz skizzieren.
Zwei Verluste können Sie noch verschmerzen, nach Nummer 3 und 4 sind etwa 4% Ihres Kontos dahin, was zur Folge hat, dass Sie 8% Ihres Kontos ertraden müssen, um wieder Gleichstand zu haben.Was machen Sie? Sie erhöhen das Risiko durch höhere Einsätze. Dazu kommt, dass - rein statistisch gesehen - der nächste Trade ja ein Gewinner werden muss. Diese Überlegung rechtfertigt das höhere Risiko, dem angenommermaßen ja die höhere Wahrscheinlichkeit auf Erfolg gegenüber steht. Egal ob Sie nun gewinnen oder verlieren.Falsch ist sowohl Ihr Handeln, als auch das, was Sie aus diesem Trade gelernt haben. Gewinnen Sie, wussten Sie schon vorher, dass sich das Risiko bezahlt machen würde und Sie werden auch in Zukunft so handeln.
Verlieren Siedagegen, gelangen Sie möglicherweise in den Full-Tilt, den Draw-down, der Ihr Depot zerstört, denn beim nächsten Mal, also da MUSS es ja rein statistisch gesehen klappen.

Fazit:
Abhängig vom Handelssystem werden Sie sehen, dass sich auf lange Sicht das Verhältnis von Gewinn zu Verlust ausgleicht.Oftmals reicht ja sogar ein Verhältnis von 1:3, wenn die Gewinnerwartung entsprechend hoch ist (siehe Profitfaktor).
Behandeln Sie jeden Trade, als wäre es Ihr erster. Die Aussicht auf Erfolg liegt unabhängig vom Vorgängertrade bei 50%.
Machen Sie aufgrund einer Verlustserie, welche sich bei jedem einmal einstellt, Minus, so verringern Sie die Positionsgröße, bis Besserung eintritt und erhöhen Sie keinesfalls das Risiko.
Setzten Sie sich eine Tages- bzw Wochenverlustobergrenze. Machen Sie eine Pause, wenn Sie am Tag 2 Verluste eingefahren haben und pausieren Sie für Rest der Woche, wenn Sie in der Woche 4 Verluste eingefahren haben.

Und ein letzter Tip von mir : Spielen Sie nie Kopf oder Zahl an einem Hütchenspielertisch!

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